la la la (short version)
1-Kanal-Video, HD, 16:9, Stereo, 11:29 Min., 2014
Kristin Meyer – Storyboard, Regie, Schnitt, Kulisse, Kostüm
Ben Brix – Kamera
Eva Dürholt – Kameraasisstenz und Licht
Florian Seemüller – zweite Kameraasisstenz und Setfotografie
Paul Mayer – Tonaufnahme und Tonbearbeitung
Björn Wetzmüller – Tonassistenz
Philine Meckbach – Setassistenz
Birgit Meyer – Verpflegung
la la la
1-Kanal-Videoloop, HD, 16:9, Stereo, 20:36 Min., 2011
Eine junge Frau schläft in einem hohen Bett in der Mitte eines scheinbar geschlossenen Raumes, der mit kleinen quadratischen Modulen gepolstert ist. Widersprüchliche Assoziationen entstehen: Ist die Protagonistin eingeschlossen in einer Gummizelle oder geborgen in einem imaginierten Schutzraum? Als die Schlafende erwacht, beginnt ein alltäglicher Ablauf, welcher jedoch durch surreale und symbolisch aufgeladene Elemente durchbrochen wird. Ein tickendes, goldenes Ei in einem Vogelkäfig fällt in den Blick. Das Ei, klassischerweise Symbol der Fruchtbarkeit und des erwachenden Lebens, wirkt durch die Platzierung im Käfig und die goldene Farbe wie ein rituelles, surreales Objekt. Es folgt eine routinierte Handlung, der morgendliche Toilettengang. Zum ersten Mal blicken wir als Beobachter in das Gesicht der Protagonistin. Ihre rechte Gesichtshälfte scheint entstellt, ihr Auge durch Haut und Vernarbungen bedeckt. Vor der Toilette liegt eine Flöte, im Sitzen greift die Frau danach und beginnt ein Lied zu spielen: „Reality“ (Dreams are my reality).
Die Protagonistin bewegt sich weiter durch den Raum, sie wird konfrontiert mit der Komplexität und Vielschichtigkeit des eigenen Selbst, der eigenen Isolation und dem Verlassenwerden, mit Schizophrenie und Angst, liebevoller Zuneigung sowie der alltäglichen Routine. Schließlich kehrt sie zurück in das Hochbett, und in der ewigen Wiederkehr des Loops bilden die Momente des Einschlafens und des Erwachens die einzigen Fixpunkte. Der Schlaf dauert ebenso lange an, wie zuvor die aktiven Handlungen der Protagonistin im Raum.
Jeder Schritt erzeugt ein unangenehmes, knisterndes Geräusch. Die Künstlerin Kristin Meyer hat das Bühnenbild und die Requisiten der Arbeit aus Klebeband und Papier geschaffen. Der Originalton blieb dabei unbearbeitet und verweist so auch auf die kreative Schaffenskraft, die mit der Videoarbeit verbunden ist. La la la, der Titel der Arbeit, lehnt sich an eine kindliche Sprache an, die bildlich und in ehrlicher Naivität unsere Welt in Worte fasst. Und so entzieht sich das Geschehen in la la la den rationalen Kriterien und Katalogisierungen, die der Betrachter auf sie anwenden mag. Jedes Wiedererkennen einer vermeintlich vertrauten Routine wird durch verstörende oder irritierende Moment gebrochen. Zwischen Angst und Geborgenheit, Märchenhaftigkeit und Routine verliert sich jede vernunftgeleitete Erklärung. Wo endet die Realität und wo beginnt die Imagination? „Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes“, so der große Surrealist Salvador Dalí. In der Tradition surrealistischer Künstler und Psychoanalytiker wie Carl Gustav Jung erschafft Kristin Meyer eine Erzählung zwischen Traum und Realität und untersucht die Wechselwirkungen zwischen den Ebenen der Wirklichkeit.
Text: Ann-Charlotte Günzel
A young woman is sleeping in a high sleeper bed, which is standing in the middle of a seemingly enclosed room, cushioned with square modules. Contradictory associations arise: Is the protagonist locked in a padded cell or was she salvaged in an imaginary panic room? When she awakes, she starts a daily routine, which is filled with surreal and symbolical elements. A golden egg, which is ticking in a bird cage, comes into view. The egg, traditionally a symbol of fertility and the awakening of life, seems like a surreal and ritual object due to its positioning in the cage. Her first deed is to go to the toilet. For the first time, the viewer looks into the face of the young woman. The right side of her face seems deformed; her eye is covered with scared tissue. A flute lies in front of the toilet, which the woman picks up while she is still sitting and begins to play the song “Reality” (Dreams are my reality).
The protagonist walks through the room and is confronted with the complexity of her own self, with isolation and abandonment, schizophrenia and fear, loving devotion and a daily routine. She eventually returns to bed and the only fixed points in the eternal recurrence of the loop are the moments of falling asleep and waking up. The sleeping period is just as long as her active times. Every step creates an unpleasant, cracking sound. The artist Kristin Meyer developed the set and props using Scotch tape and paper. The original sound is unedited and hints at the creative process of making the video. La la la, the title of the work, refers to childlike speech, which describes our world in a figurative and naïve way. Rational criteria and cataloging can therefore not be applied. Every recognition of a supposedly familiar routine will be demolished by disturbing and confusing moments. Every reason-based explanation is lost between fear and security, between magical fairytale and daily routine. Where does reality end? Where does imagination begin? Or in the words of the surrealist Salvador Dalí: “One day it will have to be officially admitted that what we have christened reality is an even greater illusion than the world of dreams.” In the tradition of surrealist artists and psychoanalysts such as Carl Gustav Jung, Kristin Meyer creates a tale between dream and reality, which examines the relationship of the various levels of reality.
Translation: Beatrix Schubert